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AutorenbildMichèle

Stillst du dein Kind? Immer noch? Du hast bereits abgestillt? Wieso haben alle was zum Thema Stillen zu sagen?

Aktualisiert: 27. Aug.


Stillende Mama

Wenn es doch eigentlich nur mein Kind und mich betrifft?


Eins vorweg: Ihr bekommt in diesem Artikel keine Still-Tipps von mir und ich werde euch auch nicht mitteilen, dass stillen das schönste in meinem Leben war...


Ich werde euch ehrlich berichten, wie ich persönlich stillen empfunden habe und warum ich es einfach nicht verstehen kann, warum sich andere Menschen bei so einem persönlichen Thema einmischen.

Auch wenn es manchmal nur Fragen sind:


Wie, du willst gar nicht stillen?

Stillst du etwa immer noch?

Du hast wirklich bereits abgestillt?


Wir hören wohl alle den Unterton raus und ich empfinde solche Fragen als fast schon "verurteilend".


Aber erst einmal zurück zu meiner Schwangerschaft, die Geburt und den ersten Wochen mit Baby:

Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit in der Schwangerschaft zurück. Ich konnte es kaum abwarten, die best vorbereiteste Mama zu sein. Alle Essentials zu kaufen, recherchieren welche Produkte die besten sind und eben einfach gut vorbereitet zu sein. Das Kinderzimmer war voll gestellt und ein Kinder-Kleiderschrank mit den süßesten Outfits war auch schon bereit.

Natürlich hatte ich auch einige Bücher gekauft, von Ratgebern bis Empfehlungen im ersten Jahr mit Baby. Ich würde behaupten, ich war gut belesen und informiert - ich war definitiv bereit für mein erstes Kind.


Dann kam der Tag der Geburt. Ich hatte keine Angst, denn ich fühlte mich sicher, ich vertraute meinem Körper und ich habe mich nicht mit Horrofilm-Reifen Geburtsberichten vorab beschäftigt. Ich bin auch davon überzeugt, dass ich genau deswegen - aufgrund meiner positiven Gedanken zur Geburt, eine 3-Stunden-Geburt "zurück" bekommen habe, die natürlich intensiv war, aber in Summe erinnere ich mich positiv und gerne an den Tag zurück.


Dann war das kleine Wunder da und die Hebamme hat ihn mir direkt auf meine Brust gelegt. Nach wenigen Minuten "Kennenlernen" wurde er auch schon an meine Brust angedockt - bzw. er sollte es versuchen und ich ihm dabei helfen.

Und das war das erste Mal, dass ich dachte: Moment, habe ich hier etwas verpasst? In meinen ganzen Ratgebern stand tatsächlich kaum etwas zum Thema Stillen. Ich merkte, ich wusste rein gar nichts darüber - ich war mir nur sicher, dass ich es definitiv versuchen will. Auch weil ich genau diese Frage lange vor der Geburt von sämtlichen Leuten gestellt bekommen habe: Willst du dann "auch" stillen? Meist so vorwurfsvoll gestellt, dass ich kaum mit "mal schauen" oder "nein" antworten konnte. Das war auch nicht mein Gedanke - aber ich merkte schon da, dass eben viele Leute wissen wollten, ob ich mein Kind stillen möchte - und selbst eine Meinung dazu hatten, die sie nocht verstecken wollten.


Die Hebamme sagte immer wieder, wir müssen ihn nochmal andocken und wir sollen es dauernd versuchen, weil die ersten Stunden wohl sehr wichtig dafür sind.

Bei uns hat da erst einmal gar nichts funktioniert. Ich habe brav das getan, was die Hebammen von mir wollten, aber es hat im Kreißsaal einfach nicht funktioniert.


Später, im Krankenhaus-Zimmer, in dem wir 2 Tage nach der Geburt lagen, kam eine weitere, neue Hebamme rein, die mir mitteilte, dass ich ab nun alle 2-3 Stunden (Tag - wie auch Nacht!), bitte ins Still-Zimmer kommen soll. Spätestens dann habe ich das Thema mit Stress verbunden - denn ich wollte stillen, mein Kind sollte unbedingt trinken aber unsere Körper waren irgendwie noch nicht kompatibel diesbezüglich.

Das erste Mal im Still-Zimmer angekommen, standen dort die relativ großen Milchpumpen und ca. sechs Sitzplätze, wo auch schon andere frisch gebackene Mamas gerade gestillt oder abgepumpt haben.

Also habe ich mich dazu gesetzt und sollte das erste Mal abpumpen. Das hat dann auch geklappt auch wenn ich geschockt war, wie langsam da Milch rauskommt aber Hey... es war das erste Mal, dass da Milch aus meinen Brüsten rauskam. Jetzt sollte im besten Fall mein Baby diese Milch auf direktem Wege trinken und nicht erst aus einer Flasche.

Da das "Andocken" jedoch weiter nicht funktioniert hat und mein Baby mittlerweile 24 Std. auf der Welt war, haben wir angefangen, meine abgepumpte Milch ihm mit Flächschen zu geben. Das hat jedoch nicht gereicht, weswegen wir in den ersten beiden Tagen im Krankenhaus auch Milchpulver angeboten haben.


Im Nachgang und im Austausch mit anderen Mamas und auch Hebammen, weiß ich, dass mit dieser Situation - dass das Stillen / Andocken erst einmal nicht funktioniert - super unterschiedlich umgegangen wird. Manche haben dann trotzdem kein Milchpulver angeboten oder generell keine Flasche, bis es funktioniert hat - aber ich hatte einfach die Sorge, dass er großen Hunger haben muss und habe mich dann für mein Bauchgefühl entschieden. Und ich war mir in dem Moment sicher, dass wenn wir irgendwann das Thema Stillen hinbekommen, es ihm sicher nicht schaden wird, wenn wir in den ersten Tagen auch die Flasche genutzt haben.


Zu Hause angekommen mit unserem kleinen Wunder war einfach alles super aufregend. Gleichzeitig hat es mich gestresst, dass das Stillen am dritten Tag nach der Geburt immer noch nicht geklappt hat.

Ein Tag später kam dann das erste Mal unsere Hebamme zu uns nach Hause. Nach dem ersten Gespräch, einem Bericht von unserer Geburt und das Durch-Checken des Kleinen, kamen wir auf das Thema Stillen.

Und dann kam der Tipp, den mir zuvor leider niemand gegeben hat: "Entspann dich".

Ich sollte mich entspannt auf die Couch legen, mein Baby neben mir platzieren und im kuschelnden, entspannten Zustand, immer mal wieder probieren, liegend mein Baby zu stillen.

Dann hat sich sie Hebamme etwas zurück gezogen, im Wohnzimmer waren nur mein Baby und ich und wir haben es uns auf Couch ganz in Ruhe gemütlich gemacht.

Und ich sags euch, es hat keine 5 Minuten gedauert, bis es funktioniert hat. Mein Baby hat das erste Mal von meiner Brust getrunken und wurde offensichtlich satt genug und ist zufrieden neben mir wieder eingeschlafen. Welch eine Erleichterung - ich erinnere mich genau zurück, wie glücklich ich war.


Rückwirkend denke ich, dass ich mich selbst zu sehr gestresst habe und gleichzeitig mir auch im Krankenhaus erheblich Stress gemacht wurde, dadurch, dass ich sogar nachts alle 2-3 Stunden in das Still-Zimmer kommen sollte, wo es natürlich alles - nur nicht entspannt war.

Gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass ich mich vorher rein gar nicht mit stillen beschäftigt habe, außer, dass ich mir sicher war, dass ich es versuchen möchte. Was jedoch auch vollkommen Ok ist, denn irgendwie ist es auch etwas, das der eigene Körper komplett allein reguliert.


Die ersten Tage als stillende Mama haben funktioniert - nicht super gut, aber auch nicht super schlecht. Ich habe nur schnell gemerkt, dass meine Milch-Produktion nicht so sehr wollte, wie mein Baby jedoch mehr Milch wollte. Also habe ich weiterhin auch zwischen den Still-Mahlzeiten auf Rat meiner Hebamme abgepumpt um die Milch-Produktion hoch zu halten.

Die zusätzliche Milch habe ich entweder eingefroren oder für den Papa in einer Milch-Flasche gesammelt, damit er ihm abends auch mal eine Mahlzeit geben konnte.

Entgegengesetzt aller Meinungen zum Thema "Stillen UND Flasche" kann ich euch sagen, dass das bei uns super geklappt hat. Unser Kleiner wurde in den ersten Wochen und Monaten komplett von mir gestillt und hat jeden Abend eine Flasche bekommen - meist vom Papa, wenn er daheim war. So hatte der Papa auch seine Verantwortung, wenn es ums füttern ging.


In den ersten drei Monaten war das also mein neuer Alltag, stillen und zusätzlich mindestens genauso oft abpumpen, damit ich genug Milch hatte. Zu viel Milch oder den typischen Milch-Stau hatte ich demnach nur selten.

Ganz ehrlich: Ich habe mich wie eine Milch-Kuh gefühlt, die die meiste Zeit unbequem auf einer Couch gesessen hat, hängend an einer Milchbar, da das Kabel der Milchpumpe zu kurz war.

Spätestens dann habe ich auch verstanden warum stillende Mamas das Ganze einen "24/7 Job" nennen, denn er hört einfach nicht auf.

Genauso musste ich auch bei meiner eigenen Ernährung und Trinken voll dran bleiben, denn wenn ich morgens mal schnell im Baby-Stress vergessen habe etwas zu essen oder zu trinken, ist die Milch-Produktion bei mir auch direkt wieder runter gefahren.


Da ihr spätestens jetzt rauslest, dass stillen für mich nicht nur eine besondere Zeit mit meinem Baby war sondern auch viel Stress damit verbunden war, das Ganze am Laufen zu behalten, habe ich mich nach kurzer Zeit dazu entschieden, mit Milchpulver zu zufüttern.


Ich wollte die Zeit mit meinem Neugborenen einfach mehr genießen können und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich der Bindung zwischen mir und meinem Baby schade, wenn ich anfange, ihm auch Milchpulver zu geben. Und wenn ich ganz ehrlich zu euch bin: Ich konnte das Füttern mit der Flasche noch mehr genießen und habe es geliebt, ihm dabei zu zuschauen und die Geräusche zu hören.


Gleichzeitig muss ich auch sagen, dass ich oft Schmerzen beim Stillen hatte und das "wunde" Nippel natürlich auch bei mir ein Thema waren. Stillhütchen hatte wir auch regelmäßig ausprobiert aber die waren auch nicht das "Wahre" für uns.


Im Nachgang betrachtet, kann ich sagen, dass ich "für mich / uns" alles richtig gemacht habe. Ich habe es versucht, habe ein paar Monate durchgehalten und habe einen neuen Weg gefunden, wie es meinem Baby und auch mir gut ging.


Wurde ich dafür verurteilt? Natürlich...

Wurden mir unangenehme Fragen gestellt? Ja klar...

Und zwar vom Verwandten-Kreis, über Freunde bis hin zu Ärzten.


Sogar die WHO empfiehlt, dass ihr euer Kind sechs Monate stillen sollt.

Aber weiß die WHO auch, welchen Druck das auf Mamas ausübt?


Ich kann einfach bis heute nicht verstehen, warum so unfassbar viele Menschen sich bei einem so intimen Thema einmischen wie beim Stillen.


Wenn ich als Mama teilweise leide, um mein Kind ernähren zu können, möchte ich nicht Sätze wie "da musst du halt durch" hören.

Mein Kind ist genauso gesund aufgewachsen wie Kinder, die bis ins Kleinkind-Alter gestillt wurden. Und das kann ich bestätigen, weil wir diese Kinder im direkten Umfeld haben.

Ich konnte kein Defizit im Immunsystem oder in der Entwicklung meines Kindes feststellen.


Natürlich sind diese Sätze oder Fragen, warum ich nicht weiter "für mein Kind" gestillt habe... nicht spurlos an mir vorbei gegangen ABER ich habe gemerkt wie viel besser es mir ging, wenn ich Milchpulver als Unterstützung hatte und zu einem späteren Zeitpunkt mit ca. 5/6 Monaten komplett abgestillt habe.


Mein Wohlbefinden war mir ebene auch wichtig und das hatte ich Stück für Stück zurück gewonnen. Und ich finde, da darf man auch mal ehrlich sein.


Ich habe einfach früh gemerkt, dass ich eine bessere Mama bin, wenn es mir selbst auch gut geht. Und das ist ein Prinzip, nach dem ich immer noch lebe und, das ich so vielen Mamas wie nur möglich da draußen auch weitergeben möchte.


Euer Wohlbefinden ist wichtig - eure Bedürfnisse zählen.

Jede Mama, jede Geburt, jeder Körper ist anders. Es sollten keine Fragen gestellt werden dürfen, die "in Frage stellen", ob wir gute Mütter sind.

Denn jede von uns ist auf ihre eigene Weise eine gute Mama.







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