Sind mir mal ehrlich, wenn du etwas an der Schlafsituation deines Babys oder Kleinkindes ändern möchtest, kommen an der Stelle immer verschiedene Faktoren zusammen. Als Schlafcoach schaue ich deswegen die Gesamtsituation an.
Erst einmal Hut ab, wenn du eure Schlafherausforderung selbst in die Hand genommen hast und versucht hast, etwas zu ändern. Damit bist du einigen Eltern voraus, die trotz schlafloser Nächte - für Eltern und fürs Kind - sich nicht trauen, an der Situation etwas ändern zu wollen, oder denen ggf. auch die Kraft dafür fehlt.
Nun möchte ich auf die Hauptgründe eingehen, weswegen du vielleicht immer noch nicht bei eurem Schlafziel angekommen bist.
1. Deine Überzeugung fehlt
Wenn du zum Beispiel an eurer Einschlaf-Situation etwas verändern möchtest, bedeutet das für dein Kind, dass es sich an etwas Neues gewöhnen darf. Im ersten Moment kann dein Kind jedoch nicht verstehen, warum es sich an etwas Neues gewöhnen darf, wenn doch die alte Einschlafsituation schon Wochen oder Monate genau so mit dir geübt wurde. Dein Baby oder Kleinkind versteht ja noch nicht, dass durch das Ändern dieser Gewohnheit, ihr ggf. alle mehr Schlaf bekommt.
Aus diesem Grund sollst du der Fels in der Brandung für dein Kind sein und dadurch 100% Sicherheit ausstrahlen. Deswegen ist es wichtig, dass du wirklich hinter deiner Entscheidung, etwas verändern zu wollen, stehst. Denn dein Kind wird jede Unsicherheit oder sogar Zweifel bei dir bemerken - und das bedeutet Angst bei deinem Kind.
Aus diesem Grund, habe ich neue Gewohnheiten meist erst einmal alleine mit meinem Kind geübt, da ich wusste, dass ich die absolute Überzeugung habe - weil ich wusste, was das neue Schlafziel für Vorteile für uns alle hat. Da bei meinem Partner manchmal genau diese Vorstellungskraft gefehlt hat, habe ich ihn in den ersten Umstellungstagen erst einmal außen vor gelassen und ihn Stück für Stück integriert, wenn sich unser Kind bereits an die neue Schlafsituation gewöhnt hat.
2. Du beziehst dein Kind nicht mit ein
Dieser Punkt ist besonders im Kleinkindalter sehr wichtig zu verstehen. Denn die Veränderung - die neue Schlafsituation - betrifft dich und dein Kind. Es ist demnach nicht nur eine kindgerechte Vorgehensweise, dein Kind mit einzubeziehen, sondern auch eine gute Vorbereitung für dein Vorhaben.
Wie kannst du dein Kind mit einbeziehen?
Kann es ggf. mitentscheiden?
In Entscheidungen mit einbeziehen ist zum Beispiel mein absoluter Gamechanger bei der Abendroutine mit Kleinkind. Natürlich wollen viele Kinder nicht einfach so ins Bett, wenn man ankündigt, dass jetzt die Schlafenszeit gekommen ist. Was es so viel einfacher macht, wenn man an diesem Punkt die Kleinen miteintscheiden lässt. UND es ist super für die Entwicklung deines Kindes. Genau genommen ist damit die Reihenfolge der Abendroutine gemeint. Während die Abendroutine bei Babys noch möglichst immer in der gleichen Reihenfolge stattfinden soll, kann man bei Kleinkindern die Reihenfolge gern mal verändern - wichtig ist am Ende, dass sie eine Abendroutine haben.
Wenn du also zum Beispiel direkt nach der Aussage zur bevorstehenden Schlafenszeit zum Beispiel die Frage platzierst, ob dein Kind erst einen Schlafanzug aussuchen möchte oder die Zähne putzen möchte, integrierst du dein Kind in die Abendroutine. Und das kannst du bei allen anderen Veränderungen genauso adaptieren.
Du kannst dich dabei immer selbst hinterfragen: Welche Bedürfnisse meines Kindes müssen weiterhin erfüllt werden und was könnt ihr zusammen auch mal "neu" entscheiden?
Welche Herausforderungen können dabei nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind entstehen und wie kannst du selbstsicher mit ihnen umgehen?
Überforderst du dein Kind ggf. mit deiner Veränderung? Wäre es denkbar, eine große Veränderung in drei kleineren Schritten aufzuteilen?
3. Fehlende Planung
Egal ob es die Einschlaf-Situation ist oder du etwas an den Nächten verändern möchtest wie z.B. eine neue Einschlafbegleitung, Einschlafen mit dem Papa, Einschlaf-Dauer, Dauernuckeln in der Nacht etc., es muss ausreichend geplant werden.
Ich weiß, wenn wir uns mal dazu entschieden haben, dass sich etwas verändern soll und es so wie es jetzt gerade ist, es nicht mehr weiter gehen darf - dann wollen wir das am besten sofort ändern, oder am liebsten schon gestern.
Den Gedanken haben wir Mamas vermutlich am häufigsten beim Einschlafen mit Kind oder in der Nacht, nach dem 10. Mal aufstehen.
Liebe Mamas, das dürft er mir glauben, in einer Nacht und Nebelaktion etwas zu verändern wird beim Baby- und Kleinkindschlaf schwierig. Besonders dann, wenn du damit dein Kind überfällst (und noch deinen Partner).
Macht euch im Vorfeld in Ruhe eure Gedanken, was möchtet ihr verändern, was ist euer konkretes Schlafziel, wie möchtest du es erreichen.
Spricht mit deinem Partner über dein Vorhaben und seid euch im besten Fall einig darüber, dass das neue Schlafziel, Vorteile für euch alle hat.
Überlege dir gut, wann du mit der Veränderung starten möchtest, steht zum Beispiel ein Urlaub, ein besonderes Familienfest, eine Kita-Eingewöhnung etc. an? Dann warte gern noch ein paar Tage. Ausnahmen wird es natürlich immer mal wieder geben - alles was du jedoch vorab planen kannst, macht es dir in der Umgewöhnung-Phase einfacher.
Mach dir am besten auch vorab darüber Gedanken, wie du reagieren möchtest, wenn dein Kind zum Beispiel protestiert oder weint. Wie kannst in solch emotionalen Momenten auf dein Kind gut eingehen? Was kannst du ihm als Alternativen anbieten?
Denn das wichtigste: Wir lassen unser Kind nie allein! Und in Zeiten von Veränderungen, brauch es uns am meisten.
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